Anja Maser, Leiterin des Seniorenzentrums Lindenhof in Lürrip, packte gerade eine Kiste mit gespendeten Lebensmitteln aus, als sie auf eine schwere Kiste stieß, die darunter versteckt war. Darin befand sich – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Schatz. Die Kiste enthielt insgesamt 109 Goldmünzen, auf denen ein Springbock, das Nationaltier Südafrikas, abgebildet war. Eine schnelle Online-Recherche ergab, dass es sich um sehr wertvolle Kruggerand-Bullion-Münzen handelte.
Der Kruggerand – dessen Wechselkurs täglich festgelegt und durch den Goldpreis bestimmt wird – wurde 1967 eingeführt, als Vehikel für den privaten Besitz von Gold nach dem Ende des Goldstandards. Sie wurde zu einer der beliebtesten Bullionmünzen – Geld, das als Wertaufbewahrungsmittel und nicht für den täglichen Handel geprägt wird – und machte bis 1980 90 Prozent des weltweiten Goldmünzenmarktes aus.
Der springende Spitzbock, gezeichnet vom südafrikanischen Bildhauer Coert Steynberg, erscheint auf der Rückseite der Münze, während die Vorderseite das Profil von Stephanus Johannes Paulus Kruger zeigt, auch bekannt als Oom Paul, einem wichtigen Führer des von den Buren regierten Südafrikas im 19. Jahrhunderts. Das Ende der Apartheid im Jahr 1991 führte dazu, dass viele Symbole des alten, rassistischen Südafrikas ausgetauscht wurden, aber die berühmte Münze blieb unangetastet.
Abgesehen von seinem Wert und seinen Verbindungen zur Apartheid war der Krügerrand eine wichtige numismatische Innovation. „Dies war die erste Goldbarrenmünze, die eingeführt wurde, nachdem Goldmünzen nicht mehr als Währung existierten“, sagt David Yoon von der American Numismatic Society.* „Mehrere andere Länder, darunter die USA, Kanada, Australien und China, geben heute aus demselben Grund Goldmünzen heraus – aber Südafrika war das erste.“
Heute ist ein einzelner Krügerrand etwa 1.300 Dollar wert, die Münzen, die Maser fand, sind also ein kleines Vermögen. Maser und seine Kollegin Claudia Spetsmann setzten sich mit der Polizei in Verbindung, um die Spenderin der Kiste ausfindig zu machen, und erreichten schließlich eine ortsansässige, 78-jährige Witwe. „Wir wussten gar nichts über sie, da das Seniorenzentrum erst vor wenigen Tagen nach Lürrip gezogen ist“, so Spetsmann gegenüber der Rheinischen Post. Die Frau war sehr dankbar für die Rückgabe eines Schatzes, den ihr verstorbener Mann versteckt hatte. „Das Verhalten der Frauen ist super.“
* Korrektur: Dieser Artikel wurde aktualisiert, um die Zugehörigkeit von David Yoon zu korrigieren. Er ist bei der American Numismatic Society, nicht bei der American Numismatic Association.
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