Kapitel 42 – Morbus Fabry: α-Galaktosidase A-Mangel

Der Morbus Fabry, eine X-chromosomale lysosomale Speicherkrankheit, resultiert aus Mutationen im α-Galaktosidase A-Gen (GLA), das für keine oder deutlich mangelhafte α-Galaktosidase A (α-Gal A) Enzymaktivität kodiert. Der enzymatische Defekt führt zu einer fortschreitenden Anhäufung von Globotriaosylceramid (GL-3 oder Gb3), seinem deacylierten Derivat Globotriaosylsphingosin (Lyso-Gb3) und verwandten Glycosphingolipiden in den Plasma- und Gewebelysosomen im gesamten Körper. Es gibt zwei wesentliche phänotypische Subtypen: Typ 1 „klassisch“ und Typ 2 „late-onset“, früher bekannt als die renale und kardiale Variante. Typ 1 klassisch betroffene Männer haben keine oder <3 % der normalen α-Gal A-Aktivität und eine ausgeprägte mikrovaskuläre GL-3-Akkumulation. Der Beginn der Erkrankung bei Männern mit Typ 1 tritt in der Kindheit/Adoleszenz auf und ist gekennzeichnet durch schwere Akroparästhesien, episodische Schmerzkrisen, gastrointestinale Manifestationen, Angiokeratome, Hypohidrose und Hornhaut-/Lentikeltrübungen. Mit zunehmendem Alter führt die fortschreitende GL-3-Akkumulation in der Mikrovaskulatur, den Nierenpodozyten und den Kardiomyozyten zu einem vorzeitigen Ableben durch Nieren-, Herz- und/oder zerebrovaskuläre Erkrankungen. Später auftretende Männer vom Typ 2 haben eine restliche α-Gal A-Aktivität und keine vaskuläre endotheliale Beteiligung; sie entwickeln im Erwachsenenalter eine kardiale und renale Erkrankung. Heterozygote Frauen vom Typ 1 oder 2 können asymptomatisch oder genauso schwer betroffen sein wie ihre männlichen Verwandten. Die Diagnose von Typ 1 oder 2 betroffenen Männern mittels α-Gal A-Enzymtest ist zuverlässig, während die Identifizierung von heterozygoten Weibchen GLA-Genmutationsanalysen erfordert. Die Behandlung durch Enzymersatz mit rekombinantem humanem α-Gal A hat sich in klinischen Studien und Folgestudien als sicher und wirksam erwiesen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Dosierung und die frühe Behandlung für optimale Ergebnisse erforderlich sind. Seit kurzem ist eine orale pharmakologische Chaperontherapie für erwachsene Patienten mit „amenablen“ GLA-Mutationen verfügbar. Derzeit laufen Studien zur Substratreduktionstherapie und Gentherapie.

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