Wird Tanzlehrerin
Im Jahr 1925 wurde Graham Tanzlehrerin an der Eastman School of Music and Theater in Rochester, New York. Sie begann, mit modernen Tanzformen zu experimentieren. „Ich wollte“, so sagte sie, „nicht mit Figuren oder Ideen beginnen, sondern mit der Bewegung.“ Sie lehnte die traditionellen Schritte des klassischen Balletts ab; sie wollte, dass der tanzende Körper mit der natürlichen Bewegung und der Musik in Beziehung steht. Sie experimentierte mit dem, was der Körper aufgrund seiner eigenen Struktur tun konnte, und entwickelte so genannte „perkussive Bewegungen.“
Grahams erste Tänze wurden auf einer kahlen Bühne aufgeführt, nur mit Kostümen und Licht. Die Gesichter der Tänzer waren angespannt, die Hände steif und die Kostüme kurz. Später fügte sie mehr Kulissen und verschiedene Kostüme für den Effekt hinzu. Die Musik war modern und meist nur für den Tanz komponiert. Isadora Duncan (1878-1927), die erste moderne Tänzerin, hatte Musik benutzt, um ihre Werke zu inspirieren, aber Graham benutzte Musik, um ihre Werke dramatischer zu machen.
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Grahams Schöpfungsprozess begann in der Regel mit dem, was sie eine „gewisse Aufregung“ nannte. Die Inspiration konnte von einem klassischen Mythos, einem Ereignis der amerikanischen Geschichte, einer Geschichte aus der Bibel, historischen Figuren, aktuellen sozialen Problemen, Schriften, Gedichten oder Gemälden kommen. Sie entwickelte dann eine dramatische Situation oder einen Charakter, um das Gefühl oder die Idee auszudrücken. Sie fand dann Musik oder bat ihren langjährigen Mitarbeiter (Mitschöpfer) Louis Horst um neue Musik, um die Inspiration aufrechtzuerhalten, während sie Bewegungen kreierte, um sie auszudrücken. Der Zweck von Grahams Tanz war es, ein größeres Bewusstsein für das Leben und ein besseres Verständnis für die Natur des Menschen zu schaffen. Tanz war für sie eine „innere emotionale Erfahrung“.
Graham führte eine Reihe weiterer neuer Merkmale in den modernen Tanz ein. Sie etablierte den Einsatz von bewegten Kulissen, verwendete Requisiten als Symbole und kombinierte Sprache mit Tanz. Sie war auch die erste, die ihre Gruppe integrierte, indem sie Afroamerikaner und Asiaten in ihrer regulären Kompanie einsetzte. Sie ersetzte die traditionelle Ballett-Volkskleidung durch ein gerades, dunkles, langes Hemd oder das übliche Trikot (ein enges, einteiliges Kleidungsstück, das von Tänzern getragen wird). Indem sie die Bühne, den Boden und die Requisiten als Teil des Tanzes selbst nutzte, schuf sie eine völlig neue Tanzsprache. 1926 stellte Graham diese neue Sprache in ihrem ersten Solorecital in New York City vor. Ihr erstes großes Gruppenstück, Vision of the Apocalypse, wurde 1929 aufgeführt. Ihr wichtigstes Frühwerk war ein Stück namens Heretic.