Tipps & Kniffe: Landschaftsaufnahmen mit Fisheye-Objektiven

Obwohl es keine festen Regeln zu diesem Thema gibt – und alle Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden – werden Weitwinkel- und Ultraweitwinkel-Objektive oft als die besten Objektive für die Landschaftsfotografie angesehen. Es ist nicht so, dass man nicht auch mit Normal- oder Teleobjektiven wunderbare Landschaften einfangen könnte (das kann man durchaus), aber aufgrund ihres weiten Aufnahmewinkels setzen sich Weit- und Ultraweitwinkelobjektive in der Regel gegenüber den Alternativen durch. Wer weiter als ultraweit gehen möchte, muss auf Fisheye-Objektive zurückgreifen.

Fotos © Allan Weitz 2020

Was ist ein Fisheye-Objektiv?

Im Jahr 1906 fügte der amerikanische Physiker Robert Wood den Begriff „Fisheye“ dem optischen Lexikon hinzu, da er glaubte, dass die Ultraweitwinkel-Objektive die halbkugelförmige Sicht eines Fisches unter Wasser annähern würden. Der Vorteil für Fische ist, dass sie durch den 180°-Blickwinkel ihrer Augen sowohl Fressfeinde als auch Nahrungsquellen schneller und leichter erkennen können. Der Vorteil von Fisheye-Objektiven für Fotografen ist, dass sie den größtmöglichen Blickwinkel auf fast jede beliebige Szene bieten. Mit Fisheye-Objektiven kann man außerdem alles in ein übertriebenes Spiel mit Perspektive und Bildkomposition verwandeln.

Alle Fisheye-Fotos in diesem Beitrag wurden mit einer Sony a7R III und einem Samyang 12mm f/2.8 ED AS NCS Vollformat-Fisheye-Objektiv und Sigma 8mm f/3.5 EX DG Circular Fisheye-Objektiv aufgenommen.

Fisheye-Objektive sind im Gegensatz zu herkömmlichen Weit- und Ultraweitwinkelobjektiven nicht geradlinig aufgebaut. Geradlinige Objektive machen gerade Linien gerade und parallele Linien parallel. Nicht-geradlinige Fisheye-Objektive korrigieren weder lineare tonnenförmige Verzeichnungen noch erhalten sie gerade, parallele Linien.

Die geringste tonnenförmige Verzeichnung findet man im zentralen Bereich von Fisheye-Bilddateien, die Verzeichnung nimmt zu den Bildrändern hin zu.

Bei kreisrunden Fisheye-Objektiven gibt es keine geraden Linien – alles dreht sich um den Mittelpunkt des abgerundeten Bildfeldes.

Fisheye-Objektive gibt es in zwei Geschmacksrichtungen: Kreisförmig und rechteckig

Die meisten Menschen assoziieren Fisheye-Objektive mit kreisförmigen Fotos, aber das ist nicht immer der Fall. Es gibt zwei Arten von Fisheye-Objektiven – kreisförmige und rechteckige Vollformat-Objektive. Runde Fisheye-Objektive nehmen runde Bilder auf, die 180 Blickwinkel der Szene aufnehmen und sie in Form eines runden Kreises wiedergeben. Bei der Betrachtung auf einer Kamera oder einem Computerbildschirm sehen Sie ein kreisförmiges Fisheye-Bild, das in einem rechteckigen, schwarzen Feld zentriert ist. Vollformatige Fisheye-Objektive füllen das gesamte Sichtfeld aus, allerdings auf Kosten eines engeren (100-175) Blickwinkels. Bei kreisförmigen Fisheye-Objektiven gibt es keine geraden Linien – alles dreht sich um den Mittelpunkt des abgerundeten Bildfeldes.

Die gleiche Szene, aufgenommen mit einem kreisförmigen Fisheye, das einen Sonnen-Sternhagel zeigt, der in den umgebenden schwarzen Rand des Bildes übergeht, und einem Vollformat-Fisheye.

Tipp: Durch den extremen Bildwinkel, den Fisheye-Objektive abdecken, eignen sie sich hervorragend für die Astrofotografie.

Wie unterscheiden sich Fisheyes von geradlinigen Ultraweitwinkel-Objektiven?

Abgesehen von den größeren Blickwinkeln, die Fisheye-Objektive bieten, besteht der Hauptunterschied zwischen Fisheye-Objektiven und geradlinigen Ultra-Weitwinkel-Objektiven darin, dass geradlinige Ultra-Weitwinkel-Objektive – mit wenigen Ausnahmen – gerade, parallele Linien beibehalten, während Fisheye-Objektive von Natur aus die Perspektive verzerren und jegliche Form von Parallelität nahezu aufheben.

Die gleiche Szene, aufgenommen mit einem geradlinigen Ultraweitwinkelobjektiv (Voigtlnder Super Wide-Heliar 15mm f/4.5 Asph III), dem Vollformat-Objektiv Samyang 12mm Fisheye (Mitte) und dem zirkularen Sigma 8mm Fisheye (rechts).

Fisheye-Objektive – Festbrennweite oder Zoom?

Neben Fisheye-Objektiven mit fester Brennweite gibt es Fisheye-Objektive auch als Zooms. Fisheye-Zooms zeichnen sich dadurch aus, dass sie am weitwinkligen Ende des jeweiligen Zoombereichs kreisrunde Fisheye-Bilder aufnehmen und zum längeren Ende des jeweiligen Zoombereichs hin allmählich in rechteckige Vollformat-Fisheye-Bilder übergehen.

Fisheye-Zoomobjektive gibt es auch für APS-C-Kameras von Canon, Nikon, Pentax, Tokina und Meike sowie für Micro-Four-Thirds-Kameras.

Tipp: Bei Aufnahmen mit Fisheye-Objektiven wird die Schärfentiefe bei kleineren Blendenwerten nahezu unendlich. Achten Sie deshalb immer darauf, dass die Frontlinse Ihres Fisheye-Objektivs staubfrei ist, denn wenn Sie abblenden, kommen all diese kleinen Partikel in den Fokus.

Durch die waagerechte Haltung der Kamera bietet dieses Foto, das mit einem 12-mm-Vollformat-Fisheye aufgenommen wurde, nur wenige Anhaltspunkte dafür, dass es mit einem Fisheye-Objektiv aufgenommen wurde.

Verwendung von Fisheye-Objektiven für Landschaftsaufnahmen

Fisheye-Objektive eignen sich aus einer Reihe von Gründen für die Landschaftsfotografie. Anders als in der Architekturfotografie, in der Verzerrungen wie ein unwillkommener Gast auf einer Dinnerparty wirken, enthalten Landschaften selten, wenn überhaupt, gerade Linien, was viele der in der Fisheye-Fotografie üblichen Verzerrungen verdeckt.

Visuelle Anker: Viele der Regeln für die Aufnahme von Landschaften mit Weit- und Ultraweitwinkelobjektiven gelten auch für Landschaften, die mit Fisheye-Objektiven fotografiert werden. Zunächst einmal ist es unerlässlich, dass Sie ein starkes visuelles Element vorne und in der Mitte haben, oder vielleicht außerhalb der Mitte, je nachdem, was für das Bild am besten funktioniert. Das liegt daran, dass unsere Augen beim Betrachten von Fotos nach einem dominanten visuellen Ankerpunkt suchen, zu dem sie zurückkehren können, wenn sie die vier Ecken des Bildes abtasten.

Ein gut definierter Fluchtpunkt und die starke Form und die Winkel, die durch den weißen Zaun gebildet werden, helfen, das Auge des Betrachters auf eine ausgewogene Weise zu führen.

Die extreme AoV-Abdeckung von Fisheye-Objektiven macht sie zu einer exzellenten Wahl für die Astrofotografie.

Um Verzerrungen zu minimieren, halten Sie die Kamera waagerecht

Beim Einrahmen von Fisheye- und Weitwinkelfotos sollten Sie bedenken, dass der Grad der Verzerrung umso größer ist, je näher Sie an Ihrem Motiv sind. Aus diesem Grund sollten Sie Ihr Foto sorgfältig so einrahmen, dass Ihr Hauptmotiv nicht die Gesamtheit des Fotos überwältigt.

Wenn die Kamera waagerecht steht, bleibt die mittlere Horizontlinie je nach Objektiv ziemlich gerade und eben. Neigt man die Kamera nach unten (mittleres Foto) oder nach oben (rechtes Foto), verschwindet die gerade, ebene Horizontlinie.

Auch wenn die Verzeichnung ein inhärentes Attribut von Fisheye-Objektiven ist, gibt es ein paar Maßnahmen, die man ergreifen kann, um bestimmte Aspekte dieser Verzeichnungen zu kontrollieren. Wenn Sie beispielsweise mit einem Fisheye-Objektiv fotografieren und die Kamera waagerecht auf einem Stativ oder einer ähnlichen Halterung montieren, ist die Horizontlinie die einzige Dimension im Bildfeld, die pfeilgerade bleibt – alles andere wölbt sich um die gerade Horizontlinie. Wenn Sie die Kamera nach oben neigen, wird die Horizontlinie konkav. Neigen Sie die Kamera nach unten, wird die Horizontlinie konvex.

Durch die Aufnahme auf Bodenhöhe konnte ich den strukturierten gelben Streifen in der Straße gegen das Blau des Himmels ausspielen. Ein Starburst von der Sonne ist ein absoluter Bonus, der zu einem grafisch dynamischen Bild beiträgt.

Korrektur von Fisheye-Verzerrungen nach der Aufnahme: Wenn gewünscht, können Fisheye-Verzerrungen mit Hilfe von „Debarrelizing“-Software, die die Verzerrungen elektronisch korrigiert, in unterschiedlichem Maße korrigiert werden. Diese Korrektursoftware und Plug-Ins sind von OEM- und Drittanbietern erhältlich. Weitwinkel- und Fisheye-Verzerrungen können auch in Adobe Lightroom korrigiert werden.

Ultra-Weitwinkelobjektive oder Vollformat-Fisheyes?

B&H verkauft eine Reihe von Objektiven im Bereich von 10 bis 16 mm. Einige sind geradlinige Ultra-Weitwinkel und andere sind Vollformat-Fisheyes. Das breiteste geradlinige Ultraweitwinkel-Objektiv, das derzeit produziert wird, ist das Voigtlnder Heliar-Hyper Wide 10mm f/5.6 ASPH, das für Sony E- und Leica M-Mount-Kameras erhältlich ist und verzeichnungsfreie Vollformat-Fotos mit einem diagonalen Bildfeld (FoV) von 130 liefert.

Die breitesten Vollformat-Fisheye-Objektive liefern vergleichbare Fotos mit 180 Bildfeldern. Abgesehen von den Bildfeldern liegt der Hauptunterschied zwischen den beiden Arten von Bildern darin, dass das 10-mm-Voigtlnder-Hyperweitwinkelobjektiv zwar nur ein Bildfeld von 130 hat, aber im Vergleich zu den funhouse-spiegelähnlichen Fotos, die mit Fisheye-Objektiven aufgenommen werden, deutlich weniger Verzeichnung aufweist.

Blitzlicht, das in einem extremen Winkel in das Objektiv eintritt, verursacht kreisförmige Lichtreflexe im normalerweise schwarzen Bereich dieses kreisförmigen Fisheye-Fotos.

Fisheye-Vorsätze für Smartphones? Yup! We Got ‚Em

Wenn mobile Fotografie Ihr Ding ist, können auch Sie mitmachen. B&H führt über zwei Dutzend Fischaugenvorsätze, mit denen Sie Fischaugenbilder mit Ihrem Smartphone aufnehmen können. Diese Aufsätze sind einzeln oder in Kits mit Objektivaufsätzen erhältlich, die Ihre Fähigkeiten zur kreativen Landschafts- und Straßenfotografie mit Ihrem Smartphone verbessern.

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