Zusammenfassung der diagnostischen Kriterien

Die Diagnose des Marfan-Syndroms beruht auf einer Reihe von definierten klinischen Kriterien (der Genter Nosologie), die entwickelt wurden, um die genaue Erkennung des Syndroms zu erleichtern und die Behandlung und Beratung der Patienten zu verbessern.

Um das Risiko einer verfrühten oder fehlenden Diagnose zu verringern, hat ein internationales Expertengremium die Kriterien im Jahr 2010 überarbeitet. Sie wurden im Journal of Medical Genetics veröffentlicht.

Die neuen Diagnosekriterien legen mehr Gewicht auf die kardiovaskulären Manifestationen der Störung. Aortenwurzel-Aneurysma und Ectopia lentis (Linsenverschiebung) sind nun Kardinalmerkmale.

  • Bei fehlender Familienanamnese reicht das Vorhandensein dieser beiden Merkmale für die eindeutige Diagnose des Marfan-Syndroms aus.
  • Bei Fehlen eines dieser beiden Kardinalmerkmale ist das Vorhandensein einer FBN1-Mutation oder eines positiven systemischen Scores erforderlich.
  • In einigen Fällen kann ein Gentest hilfreich sein.

Experten gehen davon aus, dass die Verwendung der neuen Diagnosekriterien zwar dazu führt, dass eine definitive Diagnose des Marfan-Syndroms länger dauert, aber das Risiko einer verfrühten oder verpassten Diagnose verringert und eine weltweite Diskussion über Risiken und Nachsorge/Management-Richtlinien erleichtert.

Die 2010 revidierte Genter Nosologie für das Marfan-Syndrom stützt sich auf sieben Regeln, die im Folgenden aufgeführt sind:

Bei fehlender Familienanamnese:

  1. Aortenwurzeldilatation Z-Score ≥ 2 UND Ectopia Lentis = Marfan-Syndrom – Das Vorhandensein einer Aortenwurzeldilatation (Z-Score ≥ 2 bei Normierung auf Alter und Körpergröße) oder Dissektion und einer Ectopia Lentis erlaubt die eindeutige Diagnose eines Marfan-Syndroms, unabhängig vom Vorhandensein oder Fehlen systemischer Merkmale, außer wenn diese auf das Shprintzen-Goldberg-Syndrom, das Loeys-Dietz-Syndrom oder das vaskuläre Ehlers-Danlos-Syndrom hinweisen.
  2. Aortenwurzeldilatation Z-Score ≥ 2 UND FBN1 = Marfan-Syndrom – Das Vorhandensein einer Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2) oder Dissektion und die Identifizierung einer bona fide FBN1-Mutation sind ausreichend, um die Diagnose zu stellen, auch wenn keine Ektopia lentis vorliegt.
  3. Aortenwurzeldilatation Z-Score ≥ 2 UND Systemischer Score ≥ 7pts = Marfan-Syndrom – Wenn eine Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2) oder Dissektion vorliegt, aber keine Ektopia lentis und der FBN1-Status entweder unbekannt oder negativ ist, wird die Diagnose Marfan-Syndrom durch das Vorhandensein ausreichender systemischer Befunde (≥ 7 Punkte, gemäß einem Scoring-System) bestätigt. Allerdings müssen Merkmale, die auf das Shprintzen-Goldberg-Syndrom, das Loeys-Dietz-Syndrom oder das vaskuläre Ehlers-Danlos-Syndrom hindeuten, ausgeschlossen werden, und es sollten geeignete alternative genetische Tests (TGFBR1/2, SMAD3, TGFB2, TGFB3, Kollagen-Biochemie, COL3A1 und andere relevante genetische Tests, wenn indiziert und bei Entdeckung anderer Gene verfügbar) durchgeführt werden.
  4. Ektopia lentis UND eine FBN1-Mutation, die mit einer Aortenwurzeldilatation assoziiert ist = Marfan-Syndrom – Bei Vorliegen einer Ektopia lentis, aber fehlender Aortenwurzeldilatation/-dissektion, ist die Identifizierung einer FBN1-Mutation, die zuvor mit einer Aortenerkrankung assoziiert war, erforderlich, bevor die Diagnose Marfan-Syndrom gestellt werden kann.

Bei Vorhandensein einer Familienanamnese:

  1. Ektopia lentis UND Familienanamnese des Marfan-Syndroms (wie oben definiert) = Marfan-Syndrom – Das Vorhandensein von Ektopia lentis und einer Familienanamnese des Marfan-Syndroms (wie oben in 1-4 definiert) ist ausreichend für die Diagnose des Marfan-Syndroms.
  2. Ein systemischer Score ≥ 7 Punkte UND eine Familienanamnese des Marfan-Syndroms (wie oben definiert) = Marfan-Syndrom – Ein systemischer Score von größer oder gleich 7 Punkten und eine Familienanamnese des Marfan-Syndroms (wie oben in 1-4 definiert) ist ausreichend für die Diagnose eines Marfan-Syndroms. Allerdings müssen Merkmale, die auf das Shprintzen-Goldberg-Syndrom, das Loeys-Dietz-Syndrom oder das vaskuläre Ehlers-Danlos-Syndrom hindeuten, ausgeschlossen werden, und es sollten geeignete alternative genetische Tests (TGFBR1/2, SMAD3, TGFB2, TGFB3-Kollagen-Biochemie, COL3A1 und andere relevante genetische Tests, wenn indiziert und bei Entdeckung anderer Gene verfügbar) durchgeführt werden.
  3. Aortenwurzeldilatation Z-Score ≥ 2 über 20 Jahre alt, ≥ 3 unter 20 Jahre alt + Familienanamnese des Marfan-Syndroms (wie oben definiert) = Marfan-Syndrom – Das Vorhandensein einer Aortenwurzeldilatation (Z ≥ 2 über 20 Jahre alt, ≥ 3 unter 20 Jahre alt) und einer Familienanamnese des Marfan-Syndroms (wie oben in 1-4 definiert) ist ausreichend für die Diagnose eines Marfan-Syndroms. Allerdings müssen Merkmale, die auf das Shprintzen-Goldberg-Syndrom, das Loeys-Dietz-Syndrom oder das vaskuläre Ehlers-Danlos-Syndrom hindeuten, ausgeschlossen werden, und es sollten geeignete alternative genetische Tests (TGFBR1/2, SMAD3, TGFB2, TGFB3, Kollagen-Biochemie, COL3A1 und andere relevante genetische Tests, wenn indiziert und bei Entdeckung anderer Gene verfügbar) durchgeführt werden.

Kaveat: Ohne diskriminierende Merkmale des Shprintzen-Goldberg-Syndroms, des Loeys-Dietz-Syndroms oder des vaskulären Ehlers-Danlos-Syndroms – UND nach TGFBR1/2-, SMAD3-, TGFB2-, TGFB3-, Kollagen-Biochemie-, COL3A1-Tests, wenn indiziert – werden mit der Zeit andere Bedingungen/Gene auftauchen.

Für eine Auflistung von Laboren, die molekulare Tests durchführen, besuchen Sie GeneTests

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